Ende November wurde seit langem mal wieder der Kletterrucksack gepackt für zwei Wochen Kroatien. Ganz nach dem Motto Dolce Vita und Sonnenschein - ich komme! (oder wie ein Kroate sagen würde: Slatki život i sunce - dolazim!).
Zusammen mit Leuten aus der DAV-Klettergruppe ging es nach Split – eine Kombination aus Stadturlaub und Klettern. Was wir nicht ahnten - Das Wetter würde uns deutlich mehr herausfordern als die Felsen selbst.

Anreise mit Hindernissen
Die Anfahrt gestaltete sich abenteuerlicher als geplant. Autoprobleme, winterliche Straßenverhältnisse und ein ordentliches Unwetter in Kroatien sorgten dafür, dass wir deutlich länger unterwegs waren als erhofft. Die Rückfahrt verlief dann zum Glück unkomplizierter – manchmal braucht es eben beide Seiten einer Medaille.
Zu fünft im Auto während einer gefühlt endlosen Anfahrt (okay, es waren “nur” 15 Stunden) wird Teambuilding zur Pflichtveranstaltung.
Split als Basecamp
Unser Apartment in Split war ein Volltreffer. Die Stadt selbst bot den perfekten Ausgleich für die Tage, an denen das Wetter nicht mitspielte – und davon gab es einige. Ende November/Anfang Dezember musst du in Kroatien mit sehr wechselhaftem Wetter rechnen. Bei uns regnete es häufiger als gedacht, und der Wetterbericht war nicht immer verlässlich. Manchmal standen wir am Fels, schafften drei Routen, und dann zwangen uns die Wolken zum Rückzug.
Die Klettergebiete
Trotz der Wetterkapriolen kamen wir an mehreren Tagen zum Klettern. Unsere Hauptziele waren Brela, Omis und der Marjan – das Erholungsgebiet direkt in Split. Besonders der Marjan hatte es mir angetan: kurze Anfahrt, schöne Routen und ein toller Blick aufs Meer. Tatsächlich hatten alle drei Gebiete Meerblick, was das Klettern zu einem besonderen Erlebnis macht für Leute vom Land.
Abstieg nach Omis
Die Felsqualität war durchweg hervorragend, allerdings auch teilweise sehr scharfkantig – da waren die Finger am Abend durchaus gezeichnet. Wer schon mal in Regina Del Lago bei Arco geklettert ist, findet ähnliche Strukturen, nur eben mit schärferem Fels. Die Routenbewertungen waren nicht immer konsistent, oft gab es markante Einzelstellen, die den Schwierigkeitsgrad bestimmten.
Abends am Fels bei Omis
Für jedes Niveau gibt es Routen, allerdings war unsere Gruppe eher im leichteren Segment unter 6a unterwegs (für Alex keine große Herausforderung - er hat öfter mit den schwereren Routen geliebäugelt als manch einem aus der Gruppe lieb war - hat sich aber selbstverständlich an die Gruppendynamik angepasst). Im niedrigen Segment war die Auswahl etwas eingeschränkter, aber durchaus ausreichend für abwechslungsreiche Klettertage.
Wenn das Wetter nicht mitspielt
An den Regentagen hatten wir die Möglichkeit Split von einer anderen Seite zu entdecken. Die nahegelegene Mall bot sich zum Shoppen und Kaffeetrinken an – wobei der wirklich gute Kaffee in der Rösterei D16 zu finden war. Ein absoluter Tipp für Kaffeeliebhaber!
Angenehm wenig los unter der Woche im D16
Das UNESCO Weltkulturerbe in Split ist beeindruckend und einen Besuch wert (im Sommer sicherlich sinnvoller, wenn man mal kurz der Hitze entfliehen will). Die Stadt selbst hat viel Charme, und der große Vorteil im Winter: kaum Touristen. Du kannst in Ruhe durch die Gassen schlendern, ohne dich durch Menschenmassen kämpfen zu müssen.
Besonders angetan hatten es uns die kroatischen Bäckereien. Die Backwaren waren durchweg fantastisch – definitiv eine kulinarische Entdeckung, die ich nicht so lecker erwartet hatte.
Fazit
Klettern in Kroatien im Winter ist eine zweischneidige Sache. Du musst flexibel sein, Regentage einplanen und darfst dich nicht zu sehr auf Wetterberichte verlassen. Aber genau das macht auch den Reiz aus: Die Kombination aus Klettern, Stadt und Meer, dazu kaum Touristen und die Möglichkeit, auch bei schlechtem Wetter eine gute Zeit zu haben.
Brela ist von Split aus ein schönes Wegstück entfernt. Wer hier öfter klettern will, sollte sich eher eine Unterkunft in der Nähe suchen
Wenn du bereit bist, dich auf das wechselhafte Wetter einzulassen und Split als vollwertiges Reiseziel siehst – nicht nur als Kletter-Basecamp –, dann ist diese Kombination absolut empfehlenswert. Ansonsten gibt es entlang der Küste mit Sicherheit auch andere Unterkunftsmöglichkeiten - allerdings hat man in der Wintersaison nicht so große Auswahl wie zu anderen Jahreszeiten.
Erinnerungswert
- die leckere Spagetti Bolognese in einem bei Arbeitern wohl sehr beliebten Restaurant bei Brela Gostionica “Sampion”.
- das Klettergebiet bei Vidikovac Dovanj sah sehr beeindruckend aus - leider aufgrund des starken Regens an dem angedachten Tag nicht machbar gewesen.
- der angedachte Besuch des Krka Nationalparks - der leider aufgrund der Wetterbedingung dann entfallen ist - aber bei unserem nächsten Kroatien-Besuch mit Sicherheit einen Platz finden wird.
- unser 60m Seil war für viele tolle Routen zu kurz. Selbst das 70m Seil wäre oft nicht ausreichend lang gewesen.


