Mir hat mal jemand gesagt, dass die ideale Temperatur zum Klettern bei 12 Grad liegt. Ich hab’s ausprobiert und in der Tat: der Grip am Fels bei 10 bis 14 Grad ist tatsächlich besser als ein paar Wochen später bei 20 Grad in der gleichen Tour.

Diese Erfahrung und die Tatsache, dass die Kletterhallen gerade im Winter besonders voll sind treiben Alex und mich auch in der kalten Jahreszeit öfter an den Fels im Freien. Dabei muss man nicht zwingend nach Spanien, Griechenland oder Thailand fahren, bzw. fliegen.

Diesen Januar war das Tessin in der Schweiz unser Winterziel. Bei bombastischen 6 Grad mit Sonnenschein und trockener Witterung waren wir 8 Tage lang in der Nähe vom Lago Maggiore unterwegs zum Sportklettern und Bouldern.

Klettern im Tessing (Schweiz)

Mit genügend warmer Kleidung und einer Kanne heißen Tee kann man auch bei wenigen Plus-Graden gut ein paar Stunden an einer sonnigen Felsecke aushalten. Man muss nur schauen, dass man sich innerhalb des passenden Zeitfensters befindet.

Die Sonne kommt im Winter nicht vor 10 Uhr hinter den Bergen hervor. Und sie ist spätestens um 16 Uhr auch schon wieder weg. Vorher und nachher ist es dann schon merklich kühler. Je nachdem was für ein harter Hund man ist packt man dann sein Zeug zusammen, oder probiert noch bis in die Dämmerung hinein sein Projekt abzuschließen.

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Fotos: Winterklettern und Bouldern im Tessin (Januar 2020)

Die folgenden Gebiete sind im Winter gut geeignet und wurden von uns teilweise mehrmals besucht:

  • Bouldern in Cresciano. Da waren wir nur einmal, weil der Zustieg vom neu ausgewiesenen Parkplatz schon sehr lange war.
  • Bouldern und Klettern in Claro. Mein Lieblingsgebiet, trotz der teuren Mautgebühr.
  • Bouldern in Chironico im oberen Bereich. Der Sektor liegt zwar im Wald, aber die Sonne kommt hier gut durch. Hier ist auch unter der Woche viel los. Noch mehr am Wochenende.
  • Ponte Brolla ist ebenfalls gut zum Klettern geeignet wenn man es plattig mag.
  • Klettern in Balladrum. An dem Tag schien die Sonne leider gar nicht. Für einen sonnenarmen Wintertag ist das Gebiet in so einem Fall eine schlechte Wahl. Zudem ist die Wand sehr klein. Mehr als 3 Seilschaften im unteren Bereich sollten es nicht sein, sonst kommt wieder das winterliche Hallen-Feeling auf.

Wo man schläft

Übernachtet wurde im Bus. Da die Campingplatzauswahl zu der Jahreszeit sehr begrenzt ist haben wir direkt am Lago Maggiore auf dem Ganzjahres-Campingpingplatz Miralago unsere Zelte aufgeschlagen. Die Preise sind typisch Schweiz etwas teurer, allerdings in der Nebensaison gerade noch so akzeptabel. Die Ausstattung war super und die warmen Sanitäranlagen aufgrund der kalten Außentemperaturen nicht zu verachten. Es gab auch ein Kaminzimmer. Man muss jedoch rechtzeitig Bescheid geben dass man es abends nutzen will. Und das WLAN ist nützlich, da Roaming in der Schweiz für EU-Ausländer ganz schön teuer ist.

Klettern im Tessing (Schweiz)

Nachts wird es in Seenähe schnell recht frisch. Unsere Standheizung ist aufgrund der Minusgrade teilweise nicht zur Ruhe gekommen. Aber tagsüber war das Wetter kein Problem.

Der Campingplatz ist über einen Fußweg am See entlang an Locarno angeschlossen. So kann man an den Pausentagen das Auto auch mal stehen lassen und sich per pedes auf den Weg in die Stadt machen.

Was man braucht

Zum Klettern und Bouldern nimmt man das mit was man immer so benutzt. Gegen die Kälte beim Sichern hilft eine warme Jacke (langer Daunenmantel), Schal und Mütze. Handschuhe finde ich unnütz. Mit ihnen zu klettern geht nicht gut und beim sichern sind sie auch nichts.

Etwas Warmes zum Trinken für Zwischendurch und ein Thermokissen zum drauf sitzen reichen eigentlich schon aus, wenn man sich zwischendrinnen bewegt. Den Rest erledigt die Wintersonne.

Klettern im Tessing (Schweiz)

Wir waren 2x Essen ansonsten wurde im Vorzelt gekocht. Die Lebensmittel im Supermarkt in der Schweiz sind im Schnitt doppelt so teuer wie in Deutschland. 1 Pizza für 2 Personen mit Salat jeweils als Vorspeise sowie einer Flasche Wasser schlug mit 50 EUR zu Buche. Das macht man auch nicht jeden Tag. Das Restaurant in Italien war super lecker und vom Preis-Leistungsverhältnis unschlagbar. Aber man fährt auch nicht täglich 40 km (Hin/Zurück) für ein Abendessen in Italien.

Erinnerungswert

  • Der Abstecher nach Italien zum Einkaufen und Pizza Essen im Ristorante Pizzeria Lido in Maccagno.
  • Das Klettergebiet Claro. Die Mautgebühr ist übrigens doppelt so teuer wie im Führer steht. Man kann jedoch Schweizer Franken oder EUR oder auch beides einwerfen. Muss nur passend sein, da der Automat den Rest behält.
  • Der Fußweg nach Locarno am See entlang dauert etwa 45 Minuten im gemütlichen Tempo und ist für einen entspannten Ausflug am Nachmittag auf einen Kaffee gut geeignet.
  • Der Cappuccino kostet im Schnitt um die 5 EUR und ist nicht überall gut. Im Al Porto Café Lago Locarno war er vorzüglich und wurde mit selbstgemachten Plätzchen serviert.
  • Das Ambiente am See im Winter an einem sonnigen Tag ist ein Stimmungsaufheller für Leute mit Winter Blues.
  • Meine Mitreisende Kletterpartnerin, die Low-Budget unterwegs war und das meiner Meinung nach (zumindest in der Schweiz) mehr oder weniger gut hinbekommen hat aber nicht müde wurde es immer wieder zu erwähnen LOL ;)

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