Auch auf die Gefahr hin, dass ich mir mit dem Artikel den Zorn des besagten Campingplatzbetreibers auf mich ziehe, weil er sich darin erkennt. Ich finde das Thema gehört mal angesprochen.
Was ich seit letzter Woche weiß ist, dass:
- nicht jede Empfehlung zwangsläufig gut sein muss,
- es sich bisher bewährt hat, wenn man ein paar Euro mehr in die Hand nimmt für ordentliche Service-Leistungen oder zumindest brauchbare Sanitäranlagen,
- ruhig gelegene Orte nicht nur Ruhesuchende ansteuern, sondern auch Leute, die in Ruhe feiern (und saufen) wollen.
- so manchem Campingplatzbetreiber ein ausgebuchter Campingplatz wichtiger ist, als die Einhaltung von Coronauflagen.
All das oben erwähnte hab ich kürzlich erleben dürfen. Bei einem Boulderausflug nach Sněžník in Tschechien. Angesteuert wurde ein bei Kletterern beliebter (überall empfohlener) Campingplatz in der Nähe vom Schneeberg.
Positiv war zum Zeitpunkt der Ankunft, dass:
- nicht viel los war
- man sich seinen Platz frei wählen konnte
- der Preis recht günstig war und die dato anwesenden Leute nett
Angenehm wenig los unter der Woche
Negativ war jedoch, dass:
- man im Voraus zahlen musste,
- die Sanitäranlagen in einem Container untergebracht waren,
- die Nutzung der Duschen vor- und nachmittags auf 3 - 4 Stunden begrenzt war und für Warteschlangen sorgten,
- der Schlüsseldienst zum öffnen der Duschen nie pünktlich war,
- die erste Nutzung der Duschräume mich davon überzeugte, die nächsten Tage keine schweißtreibenden Aktivitäten mehr zu betreiben,
- es zwei Gruppen (aus Leipzig und Dresden) gab, die über’s Wochenende offenbar ein größeres Wiedersehenstreffen planten und sich über die anderen Camper monierten, weil die so verstreut herum standen (Hä?).
Der Freitag abend verlief aufgrund der Gruppenansammlung schon nicht so ruhig wie vermutet. Die Krönung folgte jedoch am Samstag. Neben weiteren Gruppenmitgliedern, die im Laufe des Tages eintrafen kam mittags noch eine Hochzeitsgesellschaft samt DJ angereist. Wie sich heraus stellte, war das Campingrestaurant offenbar ein Hotspot des günstigen und guten Essens in der Gegend.
Während nachmittags der DJ mit immer lauter werdenden Animationsanweisungen die Hochzeitsgäste bespasste sammelten sich zeitgleich immer mehr Gruppenteilnehmer aus dem nahen Dresden und Leipzig an. Jeder mit mindestens einer Kiste Bier im Kofferraum. Spätestens jetzt war klar, warum einzelne Gruppenmitglieder sich vorher über das geringe Platzangebot so aufregten. Es gab kaum noch Platz für die Zelte, die Autos standen dicht an dicht und das Lagerfeuer brauchte ja auch noch einen Platz.
Fazit
Dieser Abend war eine Zerreisprobe für meine Nerven. Ich war kurz davor abzubauen und irgendwo im Wald zu schlafen. Da Alex mich jedoch auf die späte Stunde, die bereits geleistete Vorauszahlung und dem Wild-Campen-Verbot hinwies kam es in dieser Nacht nicht dazu. Der Platz ist auf jeden Fall geeignet für Leute:
- die gern auf Kuschelkurs mit ihrem Campingnachbarn gehen, denn nachts kam plötzlich jeder rein der wollte oder konnte,
- die auf den Beat von Tanzmusik eines 90er Jahre Hochzeits-DJs stehen. Gepaart mit sanften Gitarren- und Mundharmonikaklängen eines Musikers aus Dresden. Der (basierend auf den Songtexten) in seinem Leben offenbar sehr wenig Liebe und viel Arbeitslosigkeit erfahren hat.
- die nicht aufgrund einer Alkoholabstinenz leiden (so wie wir) sondern zur Linderung einfach ihr eigenes Bier und die Gröhlstimme auspacken.
Nicht zu empfehlen, da übervoll über das Wochenende
Erinnerungswert
- der Campingplatz ist von meinen drei Favoriten aus der Liste Nicht empfehlenswert auf Platz 1 gelandet
- die vielen Pilzesucher um den Campingplatz herum. Was mich nicht wundert, dass die dort so sprießen, weil viele Camper aufgrund der sanitären Situation lieber in die Wälder auswichen ;)
- die Diskussionen am Samstag abend vor und neben unserem Auto: “Nein, da kannst Du nicht schlafen, da stehen doch schon welche.” oder “Wir versetzen denen ihr Zelt einfach, das ist nicht festgemacht. Da passen wir auch noch hin.”