“Aah, Sinter sind doch Scheiße.” Viel mehr hab ich eigentlich nicht gedacht als der Finger meiner Kletterpartner auf der Seite unseres Mallorca Kletterführers mit dem für Sinterkletterei bekanntem Gebiet Alaró landete und der Spruch fiel: “Da gehen wir hin.”
Ich bin eigentlich kein Fan von Sintern. Dieser gelblich-orange schimmernde, schmierig-glatte Fels der einem ständig das Gefühl gibt keinen ordentlichen Halt zu finden. Ich stell mich da immer an wie der letzte Mensch… Weiß nicht recht wo ich hin langen soll - was man in der Hand hat ist irgendwie nix. Finde keinen passenden Tritt für den Fuß. Da wird rumprobiert, rumgetascht, hektisch geguckt - nur um am Ende seiner Kräfte kurz vor dem nächsten Zug doch “Zu” zu schreien.
Ich bevorzuge eher das kompakte, graue Gestein. Das ist wenigstens schön griffig. Und mitverantwortlich für viele meiner bisherigen Routen-Durchstiege draußen.
Wie gesagt, eigentlich mag ich keine Sinter. Deswegen war ich auch nur ein drittel so begeistert von der bevorstehenden Kletterei dort wie der Rest meiner Truppe (allen voran Alex, der unbedingt die “Buf” (eine 7a) ausprobieren wollte).
Da ich aber aus Erfahrung weiß wie schwierig es ist die Wünsche von 7 Leuten unter einen Hut zu bringen muss man auch mal Abstriche machen was den persönlichen Spaßfaktor angeht. Also verdreh ich nur innerlich meine Augen, nicke stumm und bin dabei. So oft geht man ja auch nicht nach Mallorca klettern. Und es ist schon eine große Ausnahme, dass mal fast alle meine Kletterpartner zur selben Zeit mit mir gemeinsam 1 Woche in Kletterurlaub gehen können. Das war Anfang Oktober 2015.
Eins vorweg, ich bin immer noch kein Sinterfreund. Aber ich geb zu, dass allein das Klettern bei Alaró dafür verantwortlich ist, dass ich nochmal nach Mallorca zum Klettern fliegen werde. Außerdem war das Ambiente rund um’s Klettergebiet, sowie die Teilnehmer meiner Truppe sehr angenehm und die Stimmung gut. Wer will, kann der Burgruine des Castell d’Alaró einen Besuch abstatten. Die Festung liegt auf dem 825 Meter hohen Puig d’Alaró zu der der Wanderweg auf dem man auch zum Klettergebiet kommt, weiterführt.
Alaró - einfach super
Ja, Alaró ist toll. Die Lage außergewöhnlich, denn man sieht den Fels schon von weitem. Es war wenig los so dass man nahezu freie Auswahl hatte. Und der etwa 30minütige Zustieg über einen Wanderweg war trotz Länge angenehm. Bevor man sich gleich an die Sinter im linken Bereich stürzt kann man sich an leichteren, leicht geneigten Routen im rechten Bereich mit dem von mir bevorzugtem grauen Fels einklettern. Die Sinterrouten - allen voran die Buf! - sind nur einen Steinwurf davon weg. Der Sektor Chorreras und Kiko beherbergt Routen im Schwierigkeitsgrad von 4c - 8a.
Eigentlich hatten wir nur eine Person dabei die den Schwierigkeitsgrad der Sinterrouten ohne Probleme klettern konnte und wollte. Alex hat die Buf! nicht On-Site geschafft. Kurz vor dem Umlenker hat ihn der Mut verlassen, bzw. die Kraft und er ist gefallen (daher hat die Route wohl auch ihren Namen). Links von uns war ein Spanier der die ganze Zeit rumgequengelt hat. Das war schon sehr störend, vor allem wenn man gerade in einer schwierigen Stelle ist. Danach hat er’s nochmal probiert und die Tour für den Rest von uns eingehängt. Optisch war die Wand der absolute Hingucker! Deswegen wollte jeder schon allein wegen der tollen Fotos unbedingt ausprobieren wie weit er / sie im Nachstieg kommt, während ich die Kamera zückte.
Ein paar Ergebnisse findet ihr auf dieser Seite. Ich selbst hatte eine Ausrede für meine schlechte Kletterperformance an dem Tag im Sinter. Ich hatte mir zuvor bei einem Sturz mein Fußgelenk verdreht und bin aufgrund der Belastungsschmerzen nicht weit gekommen. Aber dafür - und weil die anderen alle ohne Ausnahme begeistert waren - bin ich jetzt umso heißer darauf die Tour ebenfalls komplett durchzuziehen. Das nächste Mal, wenn wir wieder dort sind werde auch ich die angeblich beste Tufa-Route der Welt ausprobieren. Versprochen.
Mallorca Know-How
Wichtiges in Kürze.
Hinkommen
Ab München bieten mehrere Fluglinien driekte Vebindungen nach Palma an. Ich hatte für den Hin- / Rückflug (inkl. Servicepauschale u. Zahlungsentgeld) im Oktober 2015 beispielsweise 194 EUR (all-in) bezahlt. Da wir beim Rückflug allerdings einen halben Tag Verspätung hatten, bekamen wir alle von der Fluggesellschaft eine Entschädigung, die so hoch war, dass der Flug sozusagen umsonst war.
Herumkommen
Am Flughafen kann man mehr oder weniger günstig einen Mietwagen mieten. Ohne Auto kommt man leider nicht weit. Da die Gebiete recht weit über die Insel verstreut sind. Wir waren in Valdemossa ansässig und haben zwar die Gebiete in unserer Nähe besucht. Ohne Auto wär das aber nur eingeschränkt gut möglich gewesen.
Übernachtung
Die von uns gebuchte Finca direkt in Valdemossa war perfekt und gut ausgestattet mit allem was man braucht. Der Ort selbst war ebenfalls gut geeignet und auch für Unternehmungen zu Fuß ideal.
Ideen für Pausentage
Wir haben uns Valdemossa angeschaut, ein anderer Teil war in Palma. Wieder welche waren in der Finca am Pool.
Ausrüstungs-Tipps
Es gibt die Möglichkeit Mehrseillängentouren zu machen. Wir hatten uns jedoch auf’s Sportklettern konzentriert und hatten nur Sportklettersachen dabei. 2 Leute haben sich jeweils Seil und Exen im Gepäck aufgeteilt, da beides im Handgepäck nicht erlaubt war.
Kletterführer
Der aktuellste Kletterführer für Mallorca ist momentan folgender: Mallorca: Sport Climbing and Deep Water Soloing (Gibt’s auch bei Amazon)
Erinnerungswert
Es gab zwei Dinge, die mir bleibend in Erinnerung blieben:
In Alaro waren neben uns zwei Spanier die lautstark versuchten über eine Stunde ihre Tour hoch zu kommen. Der Typ lachte dauernd rum und meinte immer nur “Unbelievable, Unbelievable!” - Später beim Vergleich der beiden Kletterführer stellte sich heraus, dass die Tour die er sich hoch gekämpft hatte und von der er dachte es ist nur eine 6c - in seinem Führer falsch drinnen stand. Bei uns war es eine 8a (Ali-Up). Wir haben dann alle darüber gelacht. Vor allem, weil er sich so gefreut hat dass er sie nach langem Kampf hochgekommen war! Respekt!
Der Blick zurück zum Fels als wir abends heim gefahren sind. Ich musste nochmal aussteigen und ein Foto machen (das oben im Header), weil die Sonne den Fels so beleuchtet hat, als ob er mit Scheinwerfern angestrahlt werden würde. Einfach schön!