Zu dritt standen wir über ihn gebeugt da und starrten ihn angestrengt an weil er immer noch regungslos auf dem Rücken lag. Endlich! Petras “Finger-Druck-Massage” war glücklicherweise erfolgreich.

Gibt es eigentlich keine Dankbarkeit mehr?

Das Amphibium schlug seine Augen auf. Glotzte uns kurz blöd an und drehte sich etwas mühsam wieder auf den Bauch. Er befand sich offensichtlich noch immer im leichten Delirium. “Bei dem brauchten wir nicht auf einen feuchtfröhlichen Händedruck der Dankbarkeit hoffen.” - dachte ich mir noch. Im Gegenteil - es folgte ein gewagter Satz (diesmal die Böschung hinab) und weg war er.

Naja, was soll’s. Ist ja nochmal gut gegangen. Für den Frosch und für mich. Kurz vorher hatte ich für ihn als menschlicher Airbag fungiert, der seinen Sturz vom Fels auf den Boden etwas abgefedert hatte.

Dabei war ich weder mit klettern noch sichern beschäftigt. Ich saß einfach nur so da und wartete auf die Rückkehr meiner beiden Kletterpartnerinnen die zu einer Seilrettungsaktion ausgerückt waren. Ich hatte noch meinen Helm auf. Saß nicht direkt am Fels, sondern knapp drei Meter weg auf einem Stein in der Sonne.

Als mir plötzlich was auf den Kopf fiel, meine linke Schulter streifte und etwa 1,5 Meter neben mir zum liegen kam. “Huch, Scheiße Mann!” - dachte ich nur kurz. “Mein Kopf ist noch drauf!” Was da am Boden lag sah irgendwie komisch aus. Wie ein verfaulter knorriger Ast. Ach - schau an - ein Frosch. Witzig! In dem Moment kamen auch schon Yvonne und Petra den Weg entlang zu mir zurück.

“Mir ist gerade ein Frosch auf den Kopf gefallen!” Schrie ich ihnen entgegen. Jetzt starrten wir alle Drei recht angestrengt zu ihm am Boden runter. Denn er bewegte sich nicht. Ist vielleicht tot. Petra war die erste die sich traute ihn anzufassen. Mit dem Finger tippte sie ein paar mal auf seine Frontseite. Und an der Stelle sind wir auch schon beim Einstieg zu meiner Geschichte weiter oben.

Karma ist auch wichtig

Wir waren zufrieden dass unser Tag nicht ganz so trübselig geendet war, wie er hätte enden können. Zwar war unsere Kletterleistung heute in Kochel eher mäßig gewesen, aber wir hatten uns mit der Lebensretteraktion sicherlich ein paar extra Karmapunkte verdient an dem Tag. Meine Güte - und das, obwohl wir nicht mal an der “Frosch-Wand”, sondern viel weiter oben klettern waren. Klettern mit Helm

Fehler sind menschlich

Und ich war zufrieden dass ich meinen Helm auf behalten hatte. Das war übrigens nicht das erste Mal, dass ich diese Erfahrung mit Flugobjekten die von oben kommen machen durfte. Neben den üblichen kleinen Steinen (ab und zu auch etwas größere Brocken) hab ich auch schon andere Dinge wie schlecht befestigte Sicherungsgeräte an mir vorbei segeln sehen. Wo Menschen sind passieren Fehler. Selten mit Absicht, aber eigentlich immer aus Unvorsichtigkeit. Deswegen lohnt es sich gerade draußen am Fels auf die Mindestsicherheitsstandards bei seiner Ausrüstung etwas zu achten. Ein Helm ist ein Teil davon.

Meiner ist eher langweilig grau mit blauen Stellen. Aber ich hab ihn recht gern auf. Die Form ist gut und er wirkt nicht so überdimensioniert. Mittlerweile ist die Auswahl an Formen, Farben und Mustern ja recht groß und mindestens so umfangreich wie die allzeit beliebten Mützen, die man so oft auf dem Kopf vieler Kletterer sieht. Die aber leider nicht die gewünschte Helmfunktion mit sich bringen. Sicher hilft ein Helm nichts, wenn man von einem großen Brocken erwischt wird. Aber meist sind es die kleinen Steine, die man leicht mal lostritt. Und mir passiert es leider sehr sehr häufig, dass ich mir während des kletterns irgendwo meinen Kopf stoße. Es muss also nicht immer nur ein Stein von oben daher kommen. Es reicht schon der Fels vor der Nase oder der Vorsprung über dir. Sehr oft hör ich mich nach einem ordentlichen “Plopp” oder “Ratsch” auf den Helm innerlich sagen: “Zum Glück hat’s nur den Helm erwischt.”

Ein Helm auch bei Hitze

Ich weiß, dass ein Helm vor allem im Sommer für übles Stöhnen unter den Kletterern sorgt. Aber man kann sich die Jahreszeit halt nicht aussuchen zu der es keinen Sinn macht einen Helm zu tragen. Auch wenn die Frisur danach für so manchen Lachanfall verantwortlich ist. Mit Helm ist man sicherer am Fels unterwegs als ohne. Es ist auch nicht uncool einen Helm zu tragen. Eher das Gegenteil ist der Fall. Außerdem kann man sich Helme mit entsprechend großer Anzahl an Öffnungen für die Luftzirkulation aussuchen. Geht einfach mal in ein Geschäft und probiert ein paar auf. Denn die Passform ist ebenfalls wichtig. Was nützt der schönste Helm wenn man ihn nicht aufsetzen mag, weil er schief sitzt, man elendig schwitzt oder mit dem Verschluss nicht klar kommt.

Letztlich muss jeder selbst entscheiden wann er was aufsetzt. Ich gehöre jedenfalls zu der Truppe die sich nur mit Helm draußen wohl fühlt und der Großteil meiner Kletterpartner stimmt hier mit mir überein.

Erwähnenswert

Die Aktion hat mir übrigens gezeigt, dass mindestens eine meiner Kletterpartnerinnen zu den wenigen Deutschen gehört, die im Notfall zu einer lebensrettenden Maßnahme bereit wäre. “Danke, Petra.” ;)

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