In Deutschland finden die meisten Unfälle nicht im Straßenverkehr statt. Sondern zu Hause oder in der Freizeit. Irgendwas um die 40% war das im Vergleich zu den 5% im Straßenverkehr. Was mich aufschrecken lies war jedoch eher die Zahlen zur Statistik über die Hilfsbereitschaft von uns Deutschen im Falle eines Unfalls lebenserhaltende Erste-Hilfe-Maßnahmen einzuleiten. Gerade mal 16% meiner Landsleute würden sich Wiederbelebungsmaßnahmen (Drücken-Pusten-Drücken) zutrauen. Blöd, wenn man selbst mal auf Hilfe angewiesen ist und keiner was machen will. Da lässt man dann eher jemand Hilfsbedürftigen verbluten oder den Gehirntod sterben - aus Angst vor Fehlern.

Wer sich auf andere verlässt…

Ich bin der Meinung wer sich heute zu sehr auf andere verlässt, der ist verlassen. Nicht immer ist ein Griff zum Telefon (Notrufnummer: 112) ausreichend. Nicht immer ist Hilfe schnell vor Ort. Nicht immer hat man überall Empfang um überhaupt schnell Hilfe anzufordern (in den Bergen oft eine Seltenheit).

Ihr seht schon, es gibt einfach zuviele ungünstige Parameter, die im Fall der Fälle eher schlecht als gut sind. Also bleibt einem nichts anderes übrig als in seine Fähigkeiten als Ersthelfer zu vertrauen. Und die sollten dann so gut wie möglich sein. Denn gerade bei uns Kletterern wird es in im Falle eines Unfalls höchstwahrscheinlich eine uns vertraute Person sein, der es zu helfen gilt.

Laut dem Ausbilder hat er es in seiner 15jährigen Laufbahn nur 2x erlebt, dass die Herzdruckmassage von jemand Fremden verübt wurde als er am Ort des Geschehens eintraf. Er meinte, dass es sich meist um jemanden handelt den man persönlich kennt (z.B. Familie, Freunde, Arbeitskollegen). Und hier ist man natürlich umso motivierter die Person bis zum Eintreffen des Notdienstes so gut wie möglich Erst-zu-versorgen!

Ich tu was für die Statistik

Begriffe wie stabile Seitenlage und Herzdruckmassage waren mir zwar noch namentlich geläufig. Aber wie genau die Abfolge war und wann man was macht eher weniger.

Um also die Statistik für Deutschland (und mein Gewissen) etwas aufzubessern, hab ich kürzlich mal wieder einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Mein letzter Kurs lag 5 Jahre zurück, und mit Erschrecken musste ich feststellen, dass die Erinnerung daran nahezu ausgelöscht war.

Not am Fels

Erste-Hilfe-Set sowie einen Biwaksack für den Rucksack gibt es in jedem Outdoorgeschäft und auch bei Amazon. DocCheck Erste-Hilfe-Set, VAUDE Unisex Biwacksack Biwak II, orange, one size, 10334

Ein Tageskurs geht immer

Gerne hätte ich einen Erste Hilfe Alpin Kurs besucht. Nur leider gab es kein kurzfristig verfügbares Angebot mit freien Plätzen mehr. Und der nächste verfügbare Kurs für Juni war bereits Anfang Januar ausgebucht. Sowas! Da ein guter Zeitpunkt für einen Vorsatz immer “Jetzt” ist hab ich nicht lang gezögert und mich für das Angebot eines “herkömmlichen” EHK-Anbieters entschieden. Ein Tageskurs sollte es sein, weil da die Hürde geringer ist daran teil zu nehmen.

Ich will hinsichtlich des Kursinhaltes nicht weiter ins Detail gehen. Ich weiß jedoch noch wie zufrieden, froh und motiviert ich bereits war daran teilgenommen zu haben, noch bevor die Mittagspause vorbei war.

Der Kurs war inhaltlich sehr interessant. Man kam auch ausreichend zum üben der wichtigsten Handgriffe. Und der Trainer hat die Informationen so realistisch wie möglich präsentiert und immer wieder passende Beispiele aus seinem Alltag als (ehrenamtlicher!) Ersthelfer parat gehabt. Da wir am Anfang zu unserer Teilnahme-Motivation gefragt wurden ging er auch auf unsere speziellen Einsatzzwecke (in meinem Fall Outdoor) mit ein paar alternativen Beispielen zur Versorgung ein. Das ersetzt zwar nicht den alpinen Erste-Hilfe-Kurs, war aber ein feiner Zug von ihm - finde ich!

Es geht manchmal schneller als geplant

Wir versuchen alle unser Leben zu genießen und nur die positiven Seiten zu sehen. Aber passieren kann leider immer was. Schneller als man denkt und in der Regel unverhofft. Das weiß ich aus eigener Erfahrung und bin sehr froh, bisher immer großes Glück gehabt zu haben. Mein Appell an euch Leser: Meldet euch gleich für euren nächsten Erste-Hilfe-Kurs an. Alle zwei Jahre sollte man sowas einplanen. Der Preis ist sehr günstig, die Wirkung mit Sicherheit groß. Oft kriegt man auch über die Krankenkasse einen Kurs angeboten oder es zahlt der Arbeitgeber, vielleicht ist man ja sogar Mitglied irgendwo und kriegt das gesponsert. Ausreden zählen in diesem Fall nicht!

Erinnerungswert

Was ich aus dem Erste-Hilfe-Kurs mitgenommen habe ist folgendes:

  • Egal wo man ist: nur die Notrufnummer 112 ist die richtige Nummer: Dort sitzen kompetente Personen und nur die stellen die richtigen Fragen! Alle anderen Telefonnummern, Notrufsäulen sind falsch und können im Notfall zu einem Zeitverlust führen. Hierzu bekamen wir ein paar krasse Beispiele präsentiert die mich davon überzeugt haben, dass die 112 immer im Telefon eingespeichert sein sollte.
  • Ersthelfer ist immer die erste Person vor Ort. Also ich, wenn ich als erste auf das Opfer treffe.
  • Die ersten 5 Minuten sind entscheidend! Denn das Rettungsteam im Rettungswagen wird IMMER zu spät da sein. München ist die einzige Großstadt in Deutschland die so viele Einsatzfahrzeuge (nur 44 insgesamt) besitzt, dass dieser im Schnitt innerhalb von 12 Minuten am Einsatzort sein kann. In anderen Städten dauert es länger. Auf dem Land sowieso. Da also die ersten 5 Minuten wichtig sind für lebenserhaltende Maßnahmen darf ich als Ersthelfer keine Zeit vergeuden! Es ist also von Vorteil, wenn man sich noch gut an die gelernten Kursinhalte erinnern kann.
  • Ein Erste-Hilfe-Set für den Fels gehört in jeden Rucksack (pro Seilschaft ist 1 Set ausreichend)

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