Anfangs brannte die Zillertaler Sonne noch erbärmlich auf mein Haupt nieder als ich einstieg und meine Hände begannen zu schwitzen. Ich hatte Bedenken ob ich das packe. Piazzen ist anstrengend und nicht so wirklich mein Lieblingskletterstil. Außerdem hatte ich Respekt vor den auf mich scharf wirkenden Kanten der Schuppe die schon über und über mit Chalk bedeckt waren. Da wollte ich nicht mal im Nachstieg ausrutschen und drauf fallen. Was für eine Premiere. Ob ich die hin bekomme?
15 Meter toller Granit
Für viele sind die Ewigen Jagdgründe der perfekte Fels. Die “El Schuppo” ist eine superschöne 15 Meter lange Schuppe (6a+) mit guten Griffen. Sie ist eine der legendären Routen dort und so ziemlich jeder den ich kennen gelernt habe hat zumindest schon mal von ihr gehört, die meisten sogar berührt. So auch ich - August 2015 war für mich das erste Mal in dem Gebiet und in der Route.
Wir warteten eine gefühlte Ewigkeit bis die Tour endlich frei wurde. Es schien fast als ob die ganzen Kletterer an diesem Tag extra wegen der El Schuppo hier waren. So lang war die Schlange der Wartenden. Als erste Tour wollte ich die nicht angehen, deswegen hatten wir unsere Chance gleich in der Früh verpasst als sie noch frei war. Eine Aufwärmroute und 90 Minuten später machten wir uns abermals auf den Weg zum Sektor Wig und mussten feststellen, dass nun 2 Seilschaften vor uns darauf warteten die Route ebenfalls zu klettern. Die Wiese war mittlerweile voll von Gleichgesinnten und deren Familien. Auch wir machten es uns auf der Wiese vor dem Fels gemütlich und warteten geduldig auf unseren Moment.
Als es bei mir endlich soweit war, war die Mittagszeit schon fast vorbei und ich konnte die 4 Kletterer vor mir ausgiebigst bei ihrem Kampf mit der einen oder anderen Stelle in der Tour beobachten.
Exen 1 bis 4
Der Einstieg lief relativ gut und es ging flüssig die Kante entlang bis zur vierten Exe hoch.
Exen 5 bis 8
Gleich Halbzeit. Und mit der wurde es anstrengend. Nun musste man die Füße immer relativ hoch positionieren und sich im Piazzstil von Exe zu Exe hoch arbeiten. Das Klippen dabei nicht vergessen. Was sich doch als recht mühsam heraus stellte. Ich musste mich in dem Abschnitt 2x rein setzen und sammeln. War total fertig.
Exen 9 bis 10
Erleichterung kommt auf. Hier konnte man schön direkt an der Kante oder seitlich die Füße positionieren. Eine Pausenposition im Frosch war hier gut möglich. Zum Greifen gab es auch immer wieder schön griffige Kanten. Trotzdem war ich vom vorherigen Piazzabschnitt immer noch fix und foxy und musste mich wieder rein setzen.
Schlussepisode
Der Rest war dann wieder ein Kinderspiel. Bis zu dem kleinen Baum hoch lief man praktisch an der Kante entlang fast bequem schräg nach oben. Man stand immer gut mit dem linken Bein an der Kante und mit dem rechten auf der Schuppe. Teilweise saß man sogar fast auf der Schuppe drauf. Der Umlenker war zu dem Zeitpunkt noch weiter oben angebracht. Mittlerweile wurde er etwas nach unten versetzt. Wahrscheinlich weil das letzte Stück dorthin nicht mehr so spannend war. Schade, aber was soll’s.
Video über das Klettern im Zillertal
Erster Versuch geschafft! Die ganze Kletterei hat bei mir 25 Minuten gedauert bis ich oben war. Im Vergleich zu meiner Kletterpartnerin eine gute Zeit, finde ich - zumindest für den ersten Versuch. Den zweiten Versuch startete ich 10 Monate später und der war leider weniger von Erfolg gekrönt. Dazu aber ein andermal.
Erinnerungswert
- Die lange Wartezeit um endlich mal einen freien Slot für die Route zu erhalten.
- Die Überquerung mit der Seilwinde über den Fluss (weil die Fußgängerbrücke zu dem Zeitpunkt noch nicht fertig gestellt war)
- Die weiten Abstände zwischen der Schuppe und der Wand.
- Der griffige Granit
- Der kalte Wind, der uns immer mal wieder um die Ohren pfiff - und das im August.