“Mei o mei (typisch bayerischer Seufzer), ist das schon wieder schwer.” Wie ein nasser Sack hing ich an der Kante und versuchte mit einem Foothook rechts irgendwie halt zu finden. Was auch gut funktionierte - für genau zwei Sekunden. Dann ging’s abwärts Richtung Matte. Bouldern in Daone

Ich bin ja nicht so wirklich der Boulderfreak. Ich wusste schon direkt nach Alex Ansprache: “Ich will in dem Jahr nochmal für mindestens eine Woche nach Fontainbleau. Bouldern!”, dass das nix wird bei mir.

Wenn es hoch kommt geh ich im Schnitt zwei mal im Monat mit Steffi zum bouldern. Jedesmal denk ich mir den Tag drauf vom Muskelkater geplagt wie effektiv das doch ist . Das war’s aber auch schon.

Nudole

Wann, wenn nicht zur Wiesnzeit, hat man schon mal die Möglichkeit München im September zu verlassen um den alkoholischen Exzessen der Wiesngänger zu entgehen? Weil leider das Wetter nicht mehr so mitspielte wurde aus Fontainbleau recht schnell Arco in der Nähe vom Gardasee, Gebiet Passo San Giovanni. Und ein paar Tage später das knapp 60 Kilometer entfernte Bouldergebiet Val Daone.

Und da hing ich nun an der schrägen Kante eines mit 6b+ bewerteten Granitblocks, der Pyramide in Nudole. Den Sitzstart bekam ich mit Bravour hin. Das rechte Bein konnte ich auch noch über die Kante schwingen um zu hooken. Das war’s dann auch schon. In der Position hing ich dann ewig rum und kam nicht weiter voran. Es war zwar erst der zweite Tag hier oben aber vorher schon 1 Tag in Arco bouldern und es wurde einfach nicht besser. Frustriert über meine schlechte Leistung lies ich wieder los und beschloss (innerlich für mich) das Bouldern an den Nagel zu hängen. Zu schwer, zu wenig Motivation. Null Bock. Nix geht bei mir, wenn eine 6 davor steht. Frustrierend - irgendwie.

Schade, Nudole an sich ist wirklich super. Granitblöcke am Rand einer Wiese mit Pferden drum rum. Die Sonne schien, das Wasser in dem kleinen Bach nebenan plätscherte vor sich hin. Und man hatte seine Ruhe, weil wenig andere Boulderer um diese Jahreszeit hier sind. Nicht mal Italiener. Bouldern in Daone Bouldern in Daone Bouldern in Daone

Die Pyramide war eines der lokalen Highlights. Ich dachte nach einem kurzen Blick überschwenglich “Die geht schon.” Sah auf einem Video so easy aus. Nachdem ich auch die linke Kante, die etwas griffiger wirkte, nicht packte war’s das für mich heute. Alex probierte noch ein wenig länger herum. Er hatte dann auch mehr Erfolg als ich. Aber mein Entschluss stand fest - wenn wir schon jeden Tag was machen müssen, dann will ich morgen nochmal nach La Plana. Dem Sektor vom ersten Tag im Wald. Ein Parcour ist wohl eher was für mich als einzelne schwere Boulder zu projektieren.

La Plana

So war’s dann auch. Neuer Tag, neues Glück. Zwischenzeitlich waren auch die nassen Stellen vom Regen vor zwei Tagen in La Plana abgetrocknet. Wir konnten den blauen (mittelschweren) Parcour absolvieren. Da war klettertechnisch Platten- und Leistenkletterei angesagt. Wenn man sich traute, dann hielt das auch ganz gut. So haben wir uns den Tag über von einem Boulder zum nächsten vorgearbeitet. 19 Stück waren es insgesamt - wir haben ca. 11 davon geschafft bevor es langsam kalt wurde. Zeit aufzubrechen und unser Nachtlager zu beziehen. Bouldern in Daone Bouldern in Daone

Das lag ein paar wenige Kilometer entfernt auf der Campingwiese von “Albergo Alla Paia” schön versteckt neben einem Fluß. Die mit Gas betriebene Dusche war in ein portables WC-Häuschen integriert und wurde vom Betreiber in intensiver Kleinstarbeit zwei Tage lang für uns wieder funktionstüchtig gemacht. Der Betreiber war sehr nett und zuvorkommend. Wer Italiensich kann wird sich mit ihm nett unterhalten. Er hat einiges zu erzählen über die Gegend, die vor allem im Winter bei Eiskletterern sehr beliebt ist. Bouldern in Daone

Wir waren um diese Zeit die einzigen Camper dort und haben die Ruhe genossen. Es gab eine Feuerstelle, die wir auch bereitwillig nutzen, weil es abends doch schon recht frisch war. Auf jeden Fall eine gute Anlaufstelle für eine rudimentäre Übernachtung mit Waschmöglichkeit und Toilette.

Passender Kletterführer zum Gebiet

Online kann man bei uns den nachfolgenden Führer kaufen. Vor Ort im Buchladen in Arco gibt es einen umfangreicheren Führer. Alpen en bloc 1: Bouldering in the alps, Panico Verlag

Erinnerungswert

  • Mein Italienisch ist mittlerweile so gut, dass ich Smalltalk betreiben und sogar ein paar Witzchen reissen kann. Auch wenn Sie mein italienisches Gegenüber nicht immer gleich versteht…
  • Die Nächte sind im September schon verdammt kalt in den höheren Lagen.
  • Wie gut gepflegt das Gebiet “La Plana” war im Vergleich zu anderen Bouldergebieten die ich schon besucht habe. Sehr zu empfehlen.

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